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Geflügelte Mäuse und anderes Getier: Naturschutz im eigenen Garten

Last updated on 17. Dezember 2021

So lange noch, bis das Haus kommt...

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Wir sind ja schon so ein bisschen öko. Von daher möchten wir unseren Garten gerne mit allerlei Tieren teilen. Was wir da für Ideen und Überlegungen haben, lest ihr hier.

Naturschutz und Artenschutz ist uns sehr wichtig. Wir haben auch ein schlechtes Gewissen, das für unser schönes Grundstück ein Teil des Waldes abgeholzt wurde (muss zwar an anderer Stelle ausgeglichen werden, aber hier isser halt jetzt weg 😪 ).

Aus diesen und anderen Gründen war uns von Anfang an klar, dass wir unseren Garten so insekten- reptilien- und vogelfreundlich wie möglich gestalten möchten.

Eins von uns hat schon einen kleinen Garten am Wohnhaus, in dem Zusammenhang haben wir einige Erfahrung mit Garten und gärtnern und auch einige Bücher und Internetseiten gelesen und abgespeichert. Zum Garten selber kommt dann später noch ein anderer Post.

Hier gehts erstmal um die Tierchen.

Erstmal das Wichtigste als Zusammenfassung vorweg:

  1. Pflanzt einheimische Pflanzen
  2. wenig oder keine gefüllten Blüten
  3. benutzt wenig oder keine Pestizide (und wenn nur bienenfreundliche und immer genau nach Anleitung!!)
  4. Schafft Rückzugsorte wie Trockenmauern und Totholzecken
  5. Gekaufte Insektenhotels sind meist ungeeignet (selber bauen ist gut!)
  6. Lieber Rasen mit Klee und Löwenzahn als einen durchgestylten Rasen
  7. KEINE SCHOTTERGÄRTEN
  8. Abgestorbene Pflanzenreste zum Überwintern stehen lassen
  9. Nicht alles zupflastern
  10. Euer Garten muss nicht perfekt aussehen
  11. Bitte reduziert nächtliches Licht auf ein Minimum

Fledermäuse

Ich finde Fledermäuse unfassbar niedlich und toll. Ich weiß, das geht nicht allen Menschen so.

Große Bartfledermaus – Foto: Christian Stein

Trotzdem sind Fledermäuse sehr wichtig. Sie verbreiten Samen, bestäuben Nachtblüher und vernichten Insekten (die uns sonst auf den Geist gehen würden, als Schädlinge auf unseren Pflanzen oder als lästige stechende Monster).

Eine einzelne Zwergfledermaus frisst in einer Nacht bis zu 2000 – zwei Tausend! – Mücken.

Alle Fledermausarten sind gefährdet. Die Lebensräume verschwinden, Insekten verschwinden und damit auch die Fledermaus.

Eins von uns hat heute die Fledermaus Hotline vom NABU angerufen (ja, die gibt es wirklich!) und nachgefragt, wie viel Kästen wir in unseren 40 Bäumen denn so aufhängen sollten. Sinnvoll wären wohl 10 für Fledermäuse und 5 für Vögel (2 mit 28 mm Einflugloch und 3 mit 32 mm).

Nistkästen

Uns wurden die Kästen von Schwegler empfohlen, die sind meist aus Holzbeton und wartungsfrei. Mit 60-100€ für Kästen seid ihr da dabei. Aber ihr braucht weder so viel Geld noch tatsächliche Bäume – die Kästen kann mensch selbst basteln oder ab 12,99€ beim NABU bestellen. Und ihr könnt ihn auch an euer Haus hängen, als natürlichen Mückenschutz!

Hier ist noch ein sehr interessantes PDF über Fledermäuse an Häusern.

Es kann Jahre dauern, bis Fledermäuse einziehen. Mensch kann öfter mal unter den Kästen gucken, ob dort Fledermauskot liegt und sollte einmal jährlich die Nistkästen überprüfen. Ansonsten bitte nicht stören, denn Fledermäuse sind geschützt und brauchen ihre Ruhe.

Futter

Fledermäuse brauchen allerdings nicht nur einen Unterschlupf, sondern auch Futter. Wie schon gesagt ernähren sie sich von Insekten und sind nachtaktiv. Das heißt es ist nötig, einige nachtblühende Pflanzen im Garten zu haben, damit auch nachts genug Insekten vorhanden sind. Hier könnt ihr auch darüber mehr lesen.

Mehr über Fledermäuse könnt ihr im Internet recherchieren, hier beim NABU ist ein guter Ort zum anfangen.

Es gibt es auch Blumenmischungen zu kaufen, die extra für Nachtfalter, und damit auch Fledermäuse konzipiert ist.

Insekten

Viele haben nicht viel Freude oder Interesse an Insekten, oder sehen sie als Plagegeister. Okay, Mücken und Zecken werden nie meine Friends, aber der Rest ist extrem wichtig für uns und die Natur.

Am wichtigsten ist es, genügend Nahrung für die Insekten bereit zu stellen.

Und bitte, bitte benutzt so wenig wie möglich Pestizide. Wenn es notwendig sein sollte, dann draußen unbedingt nur bienenfreundliche Produkte benutzen und genau nach Packungsanleitung anwenden.

Dieser Artikel fast alle wichtigen Dinge nochmal toll zusammen. und hier ist eine gute Liste mit Links über Insektenfreundliche Gärten.

Hecken

Viele beliebte Heckenpflanzen (wie zB Thuja), aber auch blühende Pflanzen, wie die Forsythien haben keinerlei Wert für Insekten (und auch Vögel). Für Heckenpflanzen bietet es sich an eine Vogelschutzhecke oder Blühhecke anzulegen, diese haben nicht nur Nutzen für Insekten und Vögel, sie müssen in der Regel auch wesentlich seltener beschnitten werden (anstatt 1-2 mal pro Jahr eher alle 2 Jahre mal ausdünnen).

Rasen

Eine grüne, reine Rasenfläche ist eine Wüste für Insekten. Ein solcher Rasen ist pflegeintensiv, braucht extrem viel Wasser und hat keinerlei Mehrwert für die Natur.

Anstatt jedes „Unkraut“ sofort aus dem Rasen zu picken, macht es mehr Sinn Klee, Löwenzahn und andere insektenfreundliche Pflanzen dort mitwachsen „zu lassen“. Das verringert auch den Arbeitsaufwand. Mensch könnte auch einige, weniger betretene Flächen mit Thymian oder anderen trittfesten Bodendeckern bepflanzen.

Noch einfacher wird es mit Blumenwiesen. Da gibt es online einige einheimische oder insektenfreundliche Mischungen, die sogar mehrjährig sind. Bitte achtet darauf, dass die Mischungen eurer Region entspricht. Die Insekten können nur selten Eine bunte Blumenwiese muss nur ein oder zweimal im Jahr gemäht werden (ganz im Gegensatz zu einem Rasen!). Da fällt mir immer wieder der lustige Spruch „Artenvielfalt durch Faulheit“ ein. Es ist ja gar nicht schwerer, einen insektenfreundlichen Garten anzulegen.

Wer Angst vor Insekten hat, kann ja vielleicht eine abgelegenere Ecke vom Grundstück nehmen und dort eine Insektenfreundliche Blumenwiese aussähen. Die braucht sehr wenig Pflege und bietet einen hohen Futteranteil für Insekten.

Rückzugsorte

Die gekauften Insektenhotels haben oft falsche Maße, informiert euch da genau. Ihr braucht auch ein Gitter davor, sonst ist es nur ein All-you-can-eat Vogelbuffet, aber kein Rückzugsort für Insekten.

Rückzugsorte sind vor allem Halme von Stauden und anderen Gewächsen, in denen die Insekten überwintern können. Deshalb schneidet nicht alles radikal ab, sondern lasst es über den Winter stehen.

Trockenmauern und Totholzstapel sind auch sehr wichtig für Tiere aller Art.

Vögel

Vieles was für Insekten gilt, gilt zwangsläufig auch für Vögel, da diese sich oft auch von Insekten ernähren, oder die Früchte fressen, die die Insekten durch ihr Bestäuben entstehen lassen.

Auch das Laub nicht gleich entfernen, hier befinden sich in kürzester Zeit sehr viele Insekten für die Vögel.

Aber nicht nur Futter, sondern auch Nistplätze sind sehr wichtig für Vögel. Unterschiedliche Vogelarten brauchen sehr verschiedenen Nistkästen. Auch für diese gibt es allerlei Anleitungen im Internet, oder zum Kaufen. Es macht Sinn sich vorher zu informieren, welche Vögel in der Region vielleicht besonders einen Nistplatz brauchen. Außerdem sind nicht alle Nistkästen, die mensch so kaufen kann, auch tatsächlich den Ansprüchen der Tiere angepasst. Also am Besten vom NABU oder ähnlichen Seiten kaufen.

Wenn ihr Nistkästen aufstellt, dann passt bitte auch auf das sie kein Buffet für andere Tiere werden und schützt sie vor Räubern.

Ganzjährig zu füttern ist umstritten. Es ist wichtiger einen vogelfreundlichen Garten zu haben. Denn die Vögel, die zu den Futterstellen kommen, sind meist nicht gefährdet und stabil. Einen Nachteil scheint es jedoch nicht zu haben, es gibt nur sinnvollere Maßnahmen.

Reptilien

Eins von uns ist beim Recherchieren auf die Reptilienburg gestoßen. Um ehrlich zu sein, hatte ich Reptilien zu Beginn gar nicht auf dem Schirm. Obwohl ich sie auch toll finde und in näherer Umgebung vom Grundstück auch schon einige Ringelnattern entdecken konnte.

Also wollen wir so eine Reptilienburg auch bei uns bauen. Sie ist eine runde Aushebung von 1,5 Durchmesser und ca 40 – 80 cm Tiefe (je nachdem wie doll es friert im Winter). Diese wird (bei undurchlässigem Boden) mit einer 10 – 20 cm Kiesschicht bedeckt und dann mit Steinen aufgefüllt, die ca 20 – 30 cm Durchmesser haben. So entsteht eine Überwinterungs- und Rückzugsmöglichkeit. Die Steine stapelt ihr bis aufm 60cm hoch. Es können auch Baumteile verwendet werden (aber kein Nadelholz). Die Windseite wird bepflanzt und im Süden noch eine  50 cm breite und 30 cm tiefe Sandfläche angelegt, für die Eiablage.

Die Reptilienburg sollte abgetrennt sein, damit die scheuen Tiere wenig gestört werden und auch die Haustiere dort nicht so leicht hingelangen.

Reptilien sind wechselwarm, daher brauchen sie geeignete Orte um sich zu sonnen und zu wärmen.
Totholz und Trockenmauern sind dafür besonders gut geeignet.

Weitere Infos findet ihr hier und hier.

Und jetzt?

Natürlich müsst ihr nicht alle Tipps umsetzen, aber bei einem Neubau oder Anlegen eines Gartens kann schon vieles beachtet werden, was der Umwelt hilft und auch noch den Gärtner_innen!
Also ich hab zumindest keine Lust jede Woche Rasen zu mähen und jedes nicht von mir gepflanzte Gewächs als „Un“kraut und damit Gegner anzusehen.

Es ist schön, wenn jeder Mensch versucht seinen Teil beizusteuern, aber ich möchte auch ganz klar sagen, das wir als Einzelne nicht so viel ausrichten können, wie große Konzerne, die die Umwelt zerstören. Trotzdem ist es mir sehr wichtig, meinen Garten zu einem Paradies für (fast – ja Zecken ich meine euch) alle zu machen.
Ich gewinne dadurch mehr Zeit, einen schöneren Garten und mehr zum Angucken.

Und noch etwas: Bitte lasst eure Rasenroboter nicht nachts fahren, gerade ältere Modelle können Igel schwer verletzen und töten.

Ich weiß, alle sind auf Schneckenjagd, aber Schneckenkorn ist unfassbar giftig und gefährlich für alle anderen Tiere. Hunde und Igel können elendiglich daran sterben. Seid vorsichtig. Lasst es bitte.

Nachtrag: Wir haben noch einen ganz niedlichen Plan für Nistkästen aller Art gefunden.

Und beinahe hätte ich künstliche Beleuchtung vergessen. Lichtverschmutzung wird es auch genannt. Es hat für alle Tiere sehr schädliche Auswirkungen, also bitte bitte reduziert eure Beleuchtung nachts, oder noch besser: Schaltet sie aus, oder nutzt Schaltzeituhren.
Ihr müsst natürlich nicht abends im Dunkeln draußen sitzen, aber wenn der Garten nicht genutzt wird- Licht aus.
Es gibt auch Insektenfreundliche Lampen, mehr darüber erfahrt ihr hier.

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