Last updated on 20. August 2021
So lange noch, bis das Haus kommt...
Wir haben unendlich viele Ideen für unseren Garten und seine Planung. Unseren Garten in Permakultur anzulegen scheint perfekt zu unseren Wünschen und Ansprüchen zu passen. Hier findet ihr Tipps zur Planung eures (Permakultur)-Gartens.
Die für uns wichtigsten Aspekte im Garten sind Naturschutz und Ökologie. Ich habe schon einen längeren Post zu Natur- und Artenschutz in unserem Garten geschrieben, den könnt ihr hier nachlesen.
Unser Garten soll mit dem vorhandenen Boden, der Umwelt und Gegebenheiten arbeiten und nicht dagegen.
Für uns heißt das:
- Pflanzen sollen mit unserem sehr sandigen Boden klarkommen,
- sollen längere Trockenperioden ohne ständiges Wässern überstehen können, und auch
- an manchen Stellen Wind aus- und abhalten können.
Je mehr wir uns mit unserem Garten und Wünschen auseinandergesetzt haben, desto klarer wurde uns, das Permakultur unseren Ansprüchen und Wünschen genau entspricht.
Theorie: Was genau ist Permakultur?
Jonas Gampe definiert Permakultur in seinem Buch als „ein Konzept um multifunktionale Ökosysteme mit essbaren Erträgen zu schaffen, bei denen ein besonderer Fokus auf echter Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit liegt“.
Über Monokulturen liest mensch zurecht viel negatives. Monokulturen laugen den Boden aus, sind anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Sie bilden kein richtiges Ökosystem und sind absolut unnatürlich.
Permakultur ist quasi das Gegenteil davon. Es werden echte natürliche Ökosysteme gebildet, die sich nach einiger Zeit selbst erhalten. Damit sind sie sehr pflegeleicht. Krankheiten und Schädlinge treten viel weniger auf.
Vor allem Schädlinge – eigentlich gibt es kaum richtige „Schädlinge“: jedes Tier hat seinen Platz im Ökosystem. Wenn es aber kein richtiges Ökosystem gibt, regeln sich diese Prozesse und all die Abhängigkeiten zwischen Pflanzen und Tieren und Tieren untereinander nicht von selbst. Gucken wir uns die stets gejagten Schnecken im Garten an – gäbe es ein funktionierendes Ökosystem wären genug Fressfeinde der Schnecke vorhanden und sie werden gar nicht erst zur Plage.
Funktionierende Ökosysteme reinigen das Niederschlagswasser, bauen Humus auf, verbessern also selbstständig die Böden und haben ein eigenes Mikroklima.
„Nachhaltigkeit“ wird ja immer mehr verwendet. Oft ist es nur ein Schlagwort um Dinge zu verkaufen, die wir vielleicht nicht mal brauchen. Und Regelungen darüber, was sich eigentlich als „Nachhaltig“ bezeichnen kann, gibt es auch nicht. Aber zurück zur Permakultur: was kann nachhaltiger sein, als mit dem eigenen Gärtnern die Böden zu verbessern, Ökosysteme zu schaffen und eigene Nahrung zu produzieren? Und ganz nebenbei kann sich das Auge gar nicht satt sehen, weil es so viel zu Entdecken gibt.
Sozialverträglichkeit liegt darin, möglichst faire Produkte zu benutzen, nicht viel mehr zu produzieren als mensch braucht und überschüssige Ernte weiterzugeben. Miteinander, nicht gegeneinander arbeiten. Wir sind alle Teil des Ökosystems.
Hier ist ein kleines Video zur Permakultur. Und hier, hier, hier und auch hier noch mehr zum lesen.
Praxis: Was genau heißt das für meinen Garten?
Bevor ich tatsächlich loslege, liegt ein großer Fokus auf dem genauen Planen – auch um später dann so wenig Arbeit wie möglich mit dem Garten zu haben.
Die Planungsschritte:
- Standort
- Eigenheiten und Besonderheiten
- Ressourcen und Begrenzungen
- Klima- und Bestandsplan
- sich selbst kennenlernen
- Ressourcen und Begrenzungen der Nutzer_innen
Wie ich zu Beginn bereits geschrieben habe, arbeiten wir mit den natürlichen Gegebenheiten unseres Gartens. Dazu müssen wir aber diese Gegebenheiten erstmal genau kennen. Bei einem Neubaugebiet kann das einfacher und kürzer sein, als bei einem bereits bestehenden, eingewachsenen Garten.
Standort
Da wir in einem Neubaugebiet bauen, sind auf unserem Grundstück bisher – außer dem kleinen Baumstreifen am Wald – keine Bäume oder anderen Dinge. Das Gelände liegt, bis auf bis auf ein paar Wildblumen, die ich gesät habe und ein paar von selbst angewachsenen einheimischen Pflanzen, brach.
Unser Haus wird im Südosten des Grundstücks stehen.
Im Norden befindet sich der Wald, im Osten ein weiterer Garten, im Süden das Nachbarshaus mit 3 Meter Abstand von der Grunstücksgrenze.
Das Gelände ist ehemaliger Kiefer Mischwald (hauptsächlich Kiefer mit ein paar Birken).
Es hat hauptsächlich Westwind und sehr viel Sonne. Es gibt bisher keine schattenspendenden Bäume oder Gebäude. Unser Haus wird dem Garten etwas Schatten geben, aber nicht viel, da es nicht besonders groß oder hoch ist. Näher am Wald und in dem Waldstreifen ist es etwas kühler als auf offener Fläche.
Eigenheiten und Besonderheiten
Hierbei ist es sinnvoll, sich etwas in den eigenen Garten zu setzen und ihn bewusst wahrzunehmen.
Wie oben schon gesagt: Es gibt kaum Schatten. Das Grundstück ist auch nicht ganz eben und fällt nach Süd-Westen hin ca. 1 m ab.
Der Boden ist sehr sandig (mit Schluff) und recht trocken, in tieferen Ebenen kann das Wasser wohl nicht immer gut ablaufen, deswegen müssen wir auch eine Rigole (Regenwasser Versickerung) anlegen. Allerdings konnten wir schon feststellen, dass selbst nach einem satten Regen der Boden sehr schnell wieder trocken ist.
Mehr wissen wir noch nicht, da wir das Grundstück noch nicht so lange haben und es keine gewachsenen Strukturen gibt.
Ressourcen und Begrenzungen
Ich denke eine Ressource ist, das alle gerade bauen und mensch sich dann vielleicht auch gegenseitig hilft, weil alle in ähnlichen Phasen sind.
Wir haben einiges an Vorwissen, Geräte zum Gärtnern und Spaß daran. Auch sind einige Bücher vorhanden um Dinge nachzulesen.
Wir haben Außenwasserhähne und -steckdosen geplant um im Garten Strom und Wasser zu haben.
Der Waldstreifen gibt uns die Möglichkeit Grünschnitt abzulegen und große Totholzecken für Tiere anzulegen. Die starken Kiefern direkt am Garten eignen sich gut um Hängematten (mit Baumschutz!!!) aufzuhängen.
Ich habe schon eine Liste angelegt, mit Baumschulen, Wildstauden Gärtnereien in der Nähe und auch Online Händlern von Saatgut.
Ich möchte den Nachbarn im Osten den Blick in den Wald von ihrem Sitzplatz nicht verbauen.
Bei Bäumen und Hecken müssen bestimmte Abstände zueinander und zu Grundstücksgrenzen (hier lohnt sich in Brandenburg z.B. ein Blick in das Brandenburger Nachbarrechtsgesetz, §§ 36 ff.) eingehalten werden.
Es gibt keine befestigten Wege.
Klima und Bestandsplan
Bei einem bereits bestehenden Garten macht es Sinn ihn komplett auszumessen und alle bestehenden Gebäude und Pflanzen, Beete und Wege einzuzeichnen.
Wir haben ein frisch bemaßtes Neubau Grundstück. Was wir damit auch haben, ist ein Bodengutachten. So wissen wir, dass wir sandig-schluffigen Boden haben.
Das heißt, dass der Boden leicht zu bearbeiten ist, nährstoffarm ist und auch schlecht Nährstoffe aufnimmt. Wasser lässt der Boden schnell abfließen und er erwärmt sich sehr schnell. Wasser im Boden verdunstet sehr schnell.
Falls ihr kein Bodengutachten habt, könnt ihr mit der Finger- und Ausrollprobe euren Boden prüfen.
Ph-Wert haben wir noch nicht gemessen, aber wir gehen von einem schwach sauren Boden aus, da hier vorher Kiefern standen. Wir werden ihn aber auch noch messen. Ihr bekommt in fast jedem Garten Center oder Baumarkt Sets um den Ph-Wert (und weitere Bodenparameter) zu bestimmen. Oder hier.
Es gibt auch sogenannte Anzeigerpflanzen, die auf einen bestimmten Boden hindeuten.
Zum Klima können wir im Moment noch nicht viel sagen, da wir noch nicht dort wohnen.
Sich selbst kennenlernen
Was habe ich für Bedürfnisse und Wünsche an meinen Garten?
Bei diesem Punkt könnt ihr erstmal zusammen überlegen, wer sich was wünscht und das alles aufschreiben. Später kann immer noch entschieden werden, dass manche Sachen vllt erst später oder auch gar nicht realisiert werden können.
Hier könnt ihr gucken, wie das bei uns aussieht.
Ressourcen und Begrenzungen der Nutzer_innen
Wir Menschen sind auch Teil des Permakultursystems; also müssen wir auch unsere eigenen Grenzen und Ressourcen kennen. Es bringt ja nichts einen Garten anzulegen, der dann später zu viel wird und nicht gehalten werden kann.
Ich dachte immer, dass ein üppiger Garten sicherlich viel Arbeit bedeutet. Aber perfekt manikürte Gartenflächen und Hecken sind weitaus arbeitsintensiver.
Wenn mensch nämlich einheimische Pflanzen nimmt, die zum Boden und zu der Umgebung passen, gedeihen sie ohne viel menschliches Zutun. Indem ich Pflanzen einsetzen werde, die entweder mehrjährig sind, oder sich selbst aussäen, muss ich nicht dauernd neue Pflanzen kaufen (und spare somit auch noch Geld).
Rasenflächen sind wirklich high maintenance – sie brauchen extrem viel Pflege. Rasen mähen, düngen, nachsäen, jäten, wässern, wässern, wässern. Und dann auch noch total unökologisch. Quasi eine grüne Wüste für Insekten und andere Tiere. Manikürte Hecken müssen ein bis zweimal im Jahr geschnitten werden, naturnahe Vogelschutzhecken viel seltener.
Zum Einen macht es Sinn zu gucken, wie viel Zeit ihr zum Anlegen des Gartens einplanen könnt. Und vielleicht auch, ob ihr es selbst macht, oder vielleicht einen GaLa Bauer dazu nehmt. Da fehlt uns definitiv das Geld für.
Und dann natürlich auch, wieviel Zeit ihr langfristig investieren könnt und wollt.
Also guckt hier genau, was ihr leisten könnt und wollt.
Teil 1 geschafft!
So, jetzt haben wir erstmal ganz viel geplant und überlegt. Im zweiten Teil erzähle ich euch dann, wie ich den Garten und die einzelnen Bereiche im Garten geplant habe. Je nachdem wie lange das dauert erfahrt ihr noch wie ich Pflanzen auswähle, wo sie herkommen und worauf ihr dabei achten solltet!
Wenn nicht gibt es das dann in Teil 3 🙂
P.S.: Das ganz am Anfang im Bild zu sehende Buch von Jonas Gampe „Permakultur im Hausgarten“ ist wirklich toll und hilft extrem beim Planen. Kauft es doch direkt beim Verlag ökobuch, bestellt es bei der kleinen Buchhandlung im Ort/Kiez, fragt bei eurer Bibliothek nach (Bibliotheken freuen sich auch immer über Buchvorschläge) oder leiht es euch bei Bekannten aus. Alles ist Besser als Amazon, Thalia und Co.
Viel Spaß beim Planen!
[…] ihr in Teil 1 in meiner Standort-Analyse schon erfahren habt, gärtnere ich auf einem schwach sauren, […]
Ich bin begeistert von eurem Blog und kann die meisten Überlegungen und Aktionen sehr gut nachvollziehen. Wir planen auch ein Haus mit Fullwood zu bauen und würden das ganze, sehr ähnlich zu eurem Projekt angehen. Daher bin ich um so gespannter auf eure Berichte von der Richtmeistermontage und der Zeit danach.. 🙂
Viele Grüße aus Rheinland Pfalz