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Ausbauhaus – wow soviele Möglichkeiten und so scheiß viel Arbeit

Last updated on 29. Juni 2021

So lange noch, bis das Haus kommt...

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Je nach Budget und Motivation könnt ihr schlüsselfertig oder in verschiedenen Ausbaustufen ein Ausbauhaus wählen. Was wir bei der letzteren Variante alles zu entscheiden und zu planen haben und wie sich unser Verhältnis zu Entscheidungen verändert hat, erfahrt ihr in diesem Post.

Wie vorher schon beschrieben, entschieden wir uns aus Kostengründen für die Richtmeistermontage und damit für ein sogenanntes Ausbauhaus.

Ich erinnere mich noch an das Gespräch mit Hausverkäufer Herr L.
„das ist ja dann auch ganz toll für Sie. Da können Sie die Gewerke selber vergeben, alles selber entscheiden und sparen wahrscheinlich auch noch Geld!“

Klang zu gut um wahr zu sein.
Und wenn ich eins gelernt habe, dann dass Dinge, die sich zu gut anhören meist so nicht stimmen. Oder einen dicken Haken haben. 

Wir sind absolute Neulinge und Baulaien, daher mussten wir erstmal einige Dinge verstehen:

Was Einzelvergabe wirklich bedeutet. Was es heißt eigentlich alle Entscheidungen selber zu treffen und dabei schier unendliche Möglichkeiten zu haben.
Das Gefühl, an jeder Stelle weitreichende Entscheidungen treffen zu müssen, wo die Tragweite einem selbst nicht so richtig bewusst ist. Sich nicht sicher zu sein, ob das angelesene (Laien-)Wissen ausreicht um diese oder jene Entscheidung zu treffen.

Was heißt Ausbauhaus für uns

Fullwood stellt nur die geschlossene Außenhülle und Teile der Innenhülle zur eigenen Weiterverarbeitung.
Also in unserem Fall die Kombiblockwand, bestehend aus 9 cm Massivholz, 14 cm Fachwerk und 4 cm Installationsebene. Außerdem wird das Haus geschlossen übergeben: mit Haustür, Fenstereinbau und geschlossenem Dachstuhl (also mit festem Unterdach). Die Treppe hätten wir uns auch von Fullwood stellen lassen können. Die arbeiten aber mit einem bundesweiten Anbieter und wir wollten lieber mit regionalen Handwerker_innen zusammenarbeiten.

Alles andere müssen wir organisieren und auch entscheiden-
und damit schnell sehr viel lernen. Das heißt wir brauchen:

  • Erdarbeiten / Bodenplatte
  • Heizung / Sanitär
  • Elektro
  • Estrich
  • Dach
  • Böden
  • Malern / Tapezieren
  • Trockenbau

Was wir davon selber machen und was wir vergeben findet ihr hier.

Projektmanagement

Wir sind beide sehr vergessliche Menschen. Teilweise etwas disorganisiert. Das funktioniert beim Hausbauen nur, wenn mensch gerne Katastrophen produziert.

Uns war gleich klar, wir brauchen Hilfe. Die haben wir mit einer Projektmanagement-/Ticketing Cloud Lösung namens Jira auch gefunden (nein, wir werden nicht gesponsort). Das erklären wir nochmal genauer (der Post dazu ist schon in Arbeit).

Zeitaufwand

Sagen wir mal so, unser Hausbau Prozess läuft jetzt seit Ende 2020 etwas mehr als ein halbes Jahr und dank der Software kann ich euch sagen, dass wir bisher bei unserem 334. Ticket sind (ein Ticket ist quasi eine Aufgabe, oder ein Thema, das wir gemeinsam bearbeiten).

Insgesamt haben wir 2w 4d 3h 17m Zeit in das Projekt Haus gesteckt. Und zwar reine Zeit – die wir minuten oder Stundenweise ins Jira eingetragen haben. Telefongespräche, Emails, Fahrten zu Terminen (die jedoch nicht immer), Termine selbst und so weiter. Die meisten Recherchen und „internen“ Gespräche zur Planung sind nicht mal mit drin.

Hausbauforum

Als Laien mussten wir uns erstmal zurechtfinden in der Bauwelt, erstmal in nem Hausbauforum anmelden und stundenlang recherchieren. Im Forum wurde unser selbst gebastelter Grundriss als zu klein und unbewohnbar verlacht. Aber das Forum ist eh ein Fall für sich. Ich habe dort viel gelernt, aber brauchte einige Zeit um mich zurecht zu finden und zu filtern, welche Aussagen für mich relevant und wichtig sind und was Blödsinn) und stundenlang recherchieren. Das war mir sogar einen eigenen Post wert: Das Hausbauforum, oder „wie verunsichere ich mich nachhaltig über jeden Aspekt des Bauens“.

Einzelvergabe

Also eins vorweg: Ihr telefoniert nicht gerne und schreibt lieber Emails?
Sorry, dann könnt ihr nicht bauen. Und schon gar kein Ausbauhaus.

Wir telefonieren beide nicht gerne, aber anders geht es bei Handwerker_innen überhaupt nicht. Das lässt sich leider nicht schön reden.
Die sind entweder auf der Baustelle oder unterwegs und lesen selten E-Mails. E-Mails konnten wir uns also relativ schnell abschminken. Telefonieren, telefonieren und telefonieren.
Allen hinter her rennen, denn Handwerker_innen drehen selten Däumchen und warten auch nicht auf ein Mini Haus zum Ausbauen, die sind schwer beschäftigt.

Online liest mensch oft, dass mindestens drei Angebote eingeholt werden sollen. 

Wir haben uns gegen ein Leistungsverzeichnis (LV) entschieden.

Ein LV beinhaltet jedes einzelne Rohr, Schraube etc etc, so dass Angebote komplett vergleichbar sind. Das LV kann nicht von Laien erstellt werden, da zuwenig Fachwissen besteht um ein richtiges, umfassendes LV zu machen. Da müsste dann ein Architekt ran, da das aber so aufwendig ist, ist es auch super teuer. Gewerke können dann auch bei jedem vergessenen Posten gut was drauf schlagen. Wenn die das LV sehen, wissen die sofort was fehlt. Sagen werden sie einem das aber auch erst wenn der Nachtrag kommt.

Also haben wir überlegt, was uns wichtig ist und eher unverbindliche Anfragen gestellt. Gerade am Anfang, wenn wir noch gar nicht wussten welche Preise realistisch sind.

Wie oben schon gesagt, antworten sehr viel Handwerker_innen gar nicht erst. Also erst anrufen, fragen ob sie das machen würden, dann E-Mail schicken mit den tatsächlichen Daten / Wünschen, dann Wochen aufs Angebot warten und mehrfach telefonisch nachfragen. Wir würden uns sehr dafür interessieren, wenn ihr, die ihr vielleicht auf der anderen Seite (im Handwerk) sitzt, uns in den Kommentaren mal schreibt, wie das für euch ist. Es sind ja zwei Seiten der selben Medaille.

Unser Glück war, dass die Finanzierungsberaterin und auch der Grundstücksverkäufer gute Tipps für Fachfirmen hatten, mit denen beide schon selbst Projekte realisiert haben. Vom Gefühl her wurde auch eher reagiert wenn diese Empfehlung erwähnt wurde.

Selbst wenn eine Zusage für ein Angebot kommt, dann heißt das nicht das ihr nicht noch mal nachfragen müsst. So 3-4 Wochen brauchen Gewerke schon, aber es schadet nicht ab dann nochmal nachzuhaken.

Selbst für (für uns) kleinere Änderungen dauerten meist zwei Wochen und länger.

Dabei hilft es, sich daran zu erinnern, dass wir nicht die einzigen Kund_innen sind und im Moment Handwerker_innenmangel herrscht. Geduldig und freundlich bleiben. 😁 Wir sagen immer „wie in den Wald gerufen wird, schallt es heraus“.

Jede Woche gibt es viele Tickets im Jira für Anrufe. Vor allem Nachfragen und Erinnerungen an Angebote.

Was auf jeden Fall hilft, sind Empfehlungen. Fast alle unsere Gewerke, die geantwortet und wir dann im Endeffekt engagiert haben, sind uns empfohlen worden.

Wir haben vor der Angebotsbestätigung noch einen Termin mit unserem Bausachverständigen gehabt, um die Angebote zu vergleichen und einschätzen zu lassen. Über den Bausachverständigen könnt ihr hier mehr erfahren.

Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir noch kein Gewerk unterschrieben, aber vier mündliche/E-Mail Vereinbarungen, für Erdarbeiten / Bodenplatte, für Elektro und die Treppe. Für Heizung / Sanitär sind wir in den letzten Zügen um das Angebot an unsere Bedürfnisse anzupassen.

Ohne Corona und Home Office wäre das gar nicht möglich gewesen, denn in nem Büro kann mensch schlecht immer wieder kurz mit Handwerker_innen telefonieren.

Entscheidungen

Es ist echt nicht zu überblicken, was alles beachtet und entschieden werden muss.

Wenn ich da Dokus sehe, wo Leute 1-2 Tage Sachen im Bemusterungshaus aussuchen und dann alles geschafft haben, bin ich schon neidisch.

Hier haben wir mal ne unverbindliche Liste mit allen Entscheidungen (wo wir bestimmt ca. 100 vergessen haben).

Fazit

Ich kann ohne Probleme bei der Anschaffung eines Fernglases oder eines neuen Herds mehrere Tage oder sogar Wochen mit einer gründlichen Recherche verbringen. Oft macht mir das sogar Spaß.

Die gleiche Intensität in das Ausbauhaus zu stecken, hat dann wirklich krasse Ausmaße.

Klar, ich kann jedes Klo der Welt recherchieren, Trittschalldämmung, Fliesen, Wände, welcher Putz usw usw usw.

Es hat auch was Gutes sich mit vielen Dingen im Hausbau zumindest ein bisschen auszukennen. Gleichzeitig ist es zermürbend und anstrengend.

Einzelvergabe frisst unendlich viel Zeit. Als Laie ist es nicht einfach die Angebote zu vergleichen oder einzuschätzen ob der Preis angemessen ist. Da empfehlen wir auf jeden Fall einen Bausachverständigen.

Es fühlt sich unendlich an, besonders wenn mensch, wie wir, zum Perfektionismus neigt und zumindest bei allem eine “informierte Entscheidung” treffen will. Da hilft manchmal Augen zu und durch. Es ist unmöglich alles 100 prozentig zu wissen und zu verstehen.

Wir versuchen mit Firmen zusammen zu arbeiten, denen wir vertrauen und glauben das sie bei uns gute Arbeit machen werden. Durch den Bausachverständigen wissen wir, das Fehler entdeckt werden, falls doch etwas passiert.

Bisher fühlen wir uns ganz gut gewappnet, aber angefangen haben wir ja auch noch nicht.

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Published inAllgemeinesHaus
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4 Kommentare
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Jürgen
Gast
1. Februar 2022 18:37

Umso mehr Respekt dass ihr das so durchziehen wollt.

Jürgen
Gast
1. Februar 2022 15:17

Wow, ihr gebt es euch wirklich voll. Mich würde das in den Wahnsinn treiben alles selbst organisieren zu müssen, an einem Ort an dem ich fremd bin und keine Handwerker kenne. Mich stresst es ja schon die Küche zu organisieren und alles zu planen was ich bei den Außenanlagen selbst machen will. Da bin ich echt froh dass der GU… Weiterlesen »

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